Omega Herrenuhr Silber 1920/30er Jahre


Diese Uhr im typischen Stil der 1920er Jahre fand mein Vater in den 1950er Jahren beim Skifahren auf der Piste. Er brachte sie zum Fundamt, aber der Eigentümer meldete sich nicht, und nach einigen Wochen hatte die Uhr einen neuen Besitzer. Mein Vater trug die Omega viele Jahre lang, bis in den 1970er Jahren die neuen Quartzuhren eine nie dagewesene Genauigkeit boten und er auf eine Seiko umstieg. Nach seinem Tod trug meine Mutter die Uhr. Sie ist ja relativ klein, der Durchmesser beträgt nur 30mm, so dass sie gut damit zurecht kam. Die Genauigkeit des Werks war inzwischen so schlecht, dass meine Mutter sie zu einem bekannten Münchner Uhrenhändler zwecks einer gründlichen Überholung brachte. Nach einer Inspektion wurde ihr mitgeteilt, dass das Uhrwerk nicht zu retten sei und boten ihr einen Umbau auf ein Quartzwerk an. Dabei wurde die dezentrale Sekunde stillgelegt *), Zeiger und Ziffern weiterverwendet. Das Zifferblatt, das im Laufe der Jahre einen unschönen gelben Farbton angenommen hatte, erfuhr eine vorsichtige Reinigung und erhielt eine neue Beschriftung: Omega Quartz.
Und jetzt fragt sich der geneigte Leser, was ich als jetziger Besitzer von dem Umbau halte? Nun ja, solche Modernisierungen sind generell fragwürdig, der Sammlerwert der Uhr wurde damit quasi auf Null gesetzt **). Andererseits hat eine dauernd falsch gehende Uhr definitiv keinen praktischen Wert. Und so kann ich die Uhr tragen, mich an ihrer Form, dem guten Zustand des Silbergehäuses und des Zifferblatts und dem genauen Lauf erfreuen und sie als ein Andenken an meine beiden Eltern bewahren. Ein kleines Problem stellt nur die Beschaffung eines passenden Armbands dar: Clip Armbänder für Uhren mit festen Stegen werden nur mehr von wenigen Herstellern gefertigt, die Auswahl ist also gering. Das jetzige Band, ein Echsenmodell von Eulit stellt vielleicht noch nicht der Weisheit letzten Schluss dar, passt aber nicht schlecht zur Uhr.


Nachtrag: Über meine Uhr findet man nur wenig im Internet. In einem Omega Katalog von 1926 sind vier Uhren mit dem Kaliber 26,5 abgebildet, eine davon mit der Bezeichnung 800 AN könnte sie sein. 


*) Dieser Umstand führte dazu, dass ein Uhrmacher, der an der Uhr einen Batteriewechsel vorgenommen hatte, dachte, er hätte am Werk einen Schaden verursacht. Als ich seine Panik erkannte, konnte ich ihn beruhigen und die Blässe wich langsam aus seinem Gesicht.

**) Ähnliche Uhren im guten Zustand (und natürlich mit dem ursprünglichen Werk) werden heute zu Preisen zwischen 800 und 1000€ angeboten.