NSU Quickly S von 1956

Manchmal ist das Schrauber/Sammlerleben wie ein schlechter Hollywoodfilm. Man verliebt sich, man verkracht sich, man trennt sich und dann sucht man sich wieder was Neues. So geschehen mit meiner Victoria Vicky III, nachzulesen in mehreren Beiträgen auf dieser Seite. Kaum war die Vicky aus dem Haus, stand mein Sinn wieder nach etwas ganz altem, noch lauffähigem, an dem man noch viel machen muss. In der Vesbar in München, die eigentlich außer ein paar Vespa Mofas nur Roller im Angebot hat, entdeckte ich zwei NSU Quicklys. Jörg Steinmetz, der Chef der Vesbar, schien nicht abgeneigt, diese zu verkaufen, obwohl er sie eigentlich „für sich selbst“ gekauft hatte. Er dachte kurz an Weihnachten, an seine Frau und seine Kinder und die Geschenke und versprach, sich die Sache zu überlegen, und ich versprach, nächste Woche wiederzukommen. Als ich dann aufkreuzte, war eine Quickly schon weg - prima, ich hätte mich sowieso schwer entscheiden können. „Meine“ Quickly hatte schon neue Reifen und die besseren Felgen. Außerdem lief sie, wovon ich mich überzeugen konnte. Andererseits war der Tank in üblem Zustand und der ursprünglich hellgrüne Lack mit grauer Farbe überpinselt worden. Sch…egal, die nimmst du jetzt einfach, so ein altes Moped ist immer ein Risiko und mit dem geht die Arbeit nicht so schnell aus. Hr. Steinmetz machte mir ein gutes Angebot und wird die Quickly nach Weihnachten liefern. Wie es weitergeht, erfahren Sie demnächst hier in diesem Theater…

Man beachte das "Verkauft"- Schild, verkauft an MICH!

Nachtrag 03.02.2017

Die erste Aktion zur Wiederinbetriebnahme der Quickly war die Entrostung des Tanks. Nach bewährter Methode wurde der braunen Pest zunächst mit Domestos und heißem Wasser zu Leibe gerückt. Dann gut ausgespült und anschließend wurde der Tank mit Zitronensäure befüllt. Nach zwei Tagen war der Rost weitgehend weg und der Tank fertig zum Einbau. Ein neuer Benzinhahn wurde auch verschraubt und dann musste nur noch das Wetter für die zweite "Jungfernfahrt" mitspielen. Am 3.2. war es dann so weit. 0,5 Liter feinstes Gemisch (1:25 schluckt die Quickly) eingefüllt, zweimal angetreten - die Kiste lief erstaunlich rund. Gut, aus dem Vergaser tropfte Benzin, die Gänge ließen sich noch nicht richtig einlegen und die Vorderbremse hatte fast keine Wirkung. Aber das sind alles Sachen, die ich im Laufe der Saison beheben werde. Auch werde ich mich mal um das Äußere der Quickly kümmern. Der Werkzeugkastendeckel ist schon wieder grün, die Farbe habe ich mit dem Daumennagel abgekratzt. Das ist natürlich keine Methode für die ganze Quickly, als erstes probiere ich Anti-Graffitty-Spray zum Entfernen der grauen Lackierung, und wenn das nicht hilft, sehen wir weiter. Es bleibt also spannend...

Nachtrag 11.02.2018

Im Sommer 2017 wurde der Motor der Quickly zur Überholung gegeben. Der Ausbau war einfach, das Besorgen der notwendigen Verschleiß- und Ersatzteile auch. Nur, dass mein Haus- und Hofmechaniker sehr schwer krank wurde, war nicht vorgesehen. Aber inzwischen ist Wolfgang, so heißt er, wieder einigermaßen fit, und ich denke, dass mein Quickly Motor im Lauf des Jahres fertig wird. Dann hält mich nix mehr: Nie mehr Laufen, Quickly kaufen!!

 

Nachtrag 30.03.2020

Nun kam alles doch wieder anders...

Als erstes stellte sich der Tank der Quickly als durchgerostet heraus und musste ersetzt werden. Dann bekam Wolfgang meinen Quickly Motor nicht zum Laufen und ich holte ihn wieder ab. Inzwischen hatte ich nämlich auf Gernots Tip hin Kontakt zu Günter aufgenommen, und der widmete sich mit wahrer Hingabe meinem Problem. In kürzester Zeit hatte er den (völlig vergurkten, wie sich herausstellte) Motor fitgemacht.  Die erste Probefahrt verlief zunächst vielversprechend, nur sprang bei höheren (!) Geschwindigkeiten ständig die Kette heraus und ich befürchtete schon, dass das hintere Kettenzahnrad  defekt sei. Nun fragen sich die Nicht-Quickly-Experten unter den Lesern, warum das so eine Katastrophe sein soll. Nun, mit dem hinteren Zahnrad haben sich die Quickly Konstrukteure einen fiesen Fehler erlaubt. Dieses Zahnrad ist mit der Nabe fest verschweisst. Es lässt sich eigentlich nur vom Profi zerstörungsfrei entfernen und ein neues muss mühsam wieder aufgeschweisst werden. Der Austausch ist also eine größere Aktion.  Da ist es auch kein Trost, dass kurze Zeit nach der Herstellung meiner Quickly der Fehler erkannt wurde. Die 883. Quickly nach meiner (und alle folgenden) hat ein verschraubtes Zahnrad. Gottseidank brachte der Austausch der Kette allein schon eine wesentliche Verbesserung, ein Austausch des Kettenzahnrads war dann nicht mehr nötig. 

Als letzter großer Punkt bleibt die Optik des Mopeds: Das Abbeizen der übergetünchten grauen Farbe ist mühsam und nicht immer von Erfolg gekrönt. Mal geht durch die Wirkung der Chemikalie zuwenig, mal zuviel Farbe ab. Diesen Sommer wird aber das Projekt "Originallack Freilegen" noch mal in Angriff genommen. Sollte die Quickly dann nur mehr hässlich aussehen, kommt Plan B ins Spiel: Zerlegen des Moped, Sandstrahlen und Lackieren bzw. Pulverbeschichten. Es bleibt also spannend...

Nachtrag 24.04.2020

Was macht man in Corona Zeiten, wenn das Wetter so unverschämt gut ist  - man kümmert sich verstärkt um seine Liebsten, z.B. um die Quickly. Das (im letzten Beitrag schon angekündigte) Abbeizen der grauen Lackschicht führt weiterhin zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Manche Stellen werden sehr gut, bei anderen geht die "graue Pest" gar nicht ab, und leider gibt es auch Bereiche, wo der auch der grüne Originallack mit abgelöst wird. Schön ist es trotzdem, dass, obwohl die Abbeizaktion noch nicht beendet ist,  die Quickly insgesamt nicht mehr grau sondern grün erscheint.  Der Gepäckträger, derzeit abmontiert, muss wohl auf jeden Fall gestrahlt und lackiert werden, da ist ein Abbeizen schlecht möglich. Mal sehen, wann das wieder möglich sein wird (Corona, Corona....)

Hier grünts schon                                                         Hier ists noch grau in grau....

Mit etwas Abstand schaut die Quickly schon ganz gut aus...

Nachtrag 2.2.2023

Noch im Frühjahr 2022 hatte ich mit der Quickly große Pläne. Ich wollte mit einem Spezl zusammen die Räder neu einspeichen, Speichen, Felgen und der hintere Zahnkranz waren schon gekauft. Aber dann zerschlug sich das Projekt. Da ich im Herbst Geld für eine teure (und, wie sich im Nachhinein herausstellte, unnötige) Reparatur brauchte, stellte ich die Quickly auf Ebay Kleinanzeigen ein. Die Resonanz war groß, allerdings blieb am Ende nur ein seriöser Käufer übrig. Und der hatte interessantes zu erzählen. Er war aus dem Chiemgau und betrieb mit seinem Zwilligsbruder ein Hotel. Seit dem Alter von 15 Jahren waren sie der Quickly verfallen, inzwischen hatten sie über 30 Exemplare. Mein Moped sollte die Sammlung ergänzen, für die Restaurierung hatte er ca. 3 Wochen eingeplant. Sein Bruder war übrigens am Tag der Abholung irgendwo in Hessen zum Kauf einer anderen Quickly unterwegs. Schön zu sehen, dass es durchaus noch extremere Sammler als man selber gibt...