Höfner Bass 500/1

Jeder Gitarrist kann auch Bass spielen - zumindest dachte ich das, bis ich mich an ein Fender Jazzbass versuchte. Mal  abgesehen davon, dass ein E - Bass ein eigenständiges Instrument ist, plagt man sich an dem langen Hals mit den großen Bundabständen und der ungünstigen Saitenlage ganz ordentlich. Deshalb war mein erster Bass ein Shortscale, ein Danelectro Longhorn aus Korea in einem wunderschönen Hellblau. Mit dem und dem passenden Verstärker, einem Danelectro Nifty Fifty fühlte ich mich dann schon als Bassist. Aber wenn man schon mal auf der Shortscale Schiene ist, dann gibt es eigentlich nur zwei wirklich ernstzunehmende Instrumente (obwohl auch der Danelectro z.B. von Golden Earring eingesetzt wurde): der Fender Mustang Bass (gespielt von Bill Wyman von den Rolling Stones) und der Höfner 500/1, durch Paul McCartney zu Ehren gekommen, und deshalb auch landläufig als Beatles Bass bezeichnet. Wegen seines unerreichten Charmes entschied ich mich für den Höfner, nicht zuletzt, weil ich seit meiner Jugend ein  Beatles Fan bin. Es sollte aber ein Exemplar aus deutscher Fertigung sein, nur waren die auch vor 10 Jahren schon hübsch teuer. Im "Musik Eck", einem längst verschwundenen Laden in München, erstand ich dann ein 2. Wahl Instrument mit einem nicht sofort sichtbarem Lackfehler zu einem günstigen Preis. Und dann ging's ans Üben, Paul McCartneys Basslinien als Vorbild. Auch wenn ich mir daran zum Teil noch heute die Zähne  ausbeisse, liegt das nicht am Bass, sondern an deren Komplexität. Der Beatles Bass ist ein gutmütiger Geselle, durch den kurzen und sehr schmalen Hals in Verbindung mit einer niedrigen Saitenlage ist er super komfortabel bespielbar. Weil der Korpus hohl und damit sehr leicht ist, ist er furchtbar kopflastig, aber wenn man, so wie ich, im Sitzen spielt, ist das ohne Belang. Klingen tut er genauso wie er soll, kein Tiefbass, keine Höhen, aber viele Mitten, mit einem Schuss Kontrabass. Mit einem Höfner Bass lassen sich natürlich nicht nur Beatles Songs spielen, sondern auch alle möglichen Stilrichtungen bedienen, wie z.B. der Bassist der Amy Winehouse Band bewiesen hat. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich sein Sound besonders gut mit akustischen Instrumenten verträgt. Und er ist bei jedem Auftritt ein Hingucker, jeder kennt ihn, aber er wird nur selten live eingesetzt.