Meister Sportrad Modell 105, Super Luxus

Schon längere Zeit trage ich mich mit dem Gedanken, meine Zweiradsammlung zu verkleinern. Den gesamten Fuhrpark immer fahrbereit zu halten ist eine echte Aufgabe, die nicht immer nur Spaß macht. Im Oktober 2022 schaffte ich es endlich, mich von zwei meiner Sammlungsobjekte zu trennen. Verkauft wurden die 1956er Mopeds Quickly S und Vicky 4. Um den Trennungsschmerz erst gar nicht aufkommen zu lassen, entschloss ich mich, ein Fahrrad aus den 50er Jahren für meine Sammlung zu erwerben. Alte Fahrräder machen Spaß, sie kosten meist nicht viel und sind mit bescheidenem Aufwand zu restaurieren und instand zu halten. Drei Exemplare standen in Ebay Kleinanzeigen zur Auswahl: Ein toll restauriertes Adler, ein Meister und ein Maxim. Das Adler war wunderschön, aber zu klein und schied somit aus. Das Maxim war historisch interessant (weil aus München), war aber in einem wenig attraktiven moosgrün lackiert. Das dritte war ein Meister aus Bielefeld, Farbe blau und mit Gangschaltung, laut den Bildern in gutem Zustand und stand nur 17 km entfernt. Der Besitzer, 85 Jahre alt, hatte es 1954 neu gekauft. Auf der noch vorhandenen Rechnung wurde außer dem Fahrrad ( 245,00 DM) auch noch das Steckschloss (3,00 DM) und die Bosch Beleuchtung (19,90 DM) extra aufgeführt. Trotz 15 DM Skonto waren das ingesamt 252,90 DM, 1954 für einen 17 jährigen eine Menge Geld! Laut der Händlerpreisliste vom Oktober 1952 hatte der Händler 174,90 DM für das Fahrrad plus 25,75 DM für die Sonderausstattung F&S Zweigangnabe bezahlt. Für das Rad wurde flugs ein Besichtigungstermin vereinbart - gesehen, gefahren, gekauft und nach Hause gebracht. Dann die große Inventur: Das Rad ist tatsächlich komplett, selbst eine verchromte SKS Pumpe ist vorhanden. Der Lack ist an den Rohren gut erhalten, an den Schutzblechen weniger. Die Chromteile sowie die Alufelgen sind in gutem bis sehr gutem Zustand. Zu ersetzen sind nur die Reifen, der Sattel und das (90er Jahre) Rücklicht. Und das Fahren auf dem Rad, das 3 Jahre älter ist als ich, macht richtig Spass. Nur die Rücktrittbremse will noch nicht so richtig, da muss ich mich noch drum kümmern.


 


Nachtrag November 2022:

Die Reifen des Meister Fahrrads waren schon ziemlich verschlissen, also wurden neue, todschicke bestellt. Und zwar schmälere, 37x622, so wie sie der Katalog vorsieht. Meine Wahl fiel auf die Schwalbe Century in schwarz beige, die neben einem klassischen Profil auch einen stylischen erhabenen Aufdruck aufweisen. Die Schläuche waren gefühlt 20 mal geflickt und wurden auch ersetzt. Nach dem Aufziehen bemerkte ich dass die Räder ziemlich "eierten" und außerdem noch rauh liefen. Ersteres beseitigte Fahrrad Fischbeck (wie immer sehr gut, schnell und günstig), den zweiten Mangel wollte ich selbst beheben. Das Vorderrad wurde fix in Ordnung gebracht, einfach die Nabe aufschrauben, die Kugellager reinigen und neu fetten, Spiel einstellen und verschrauben. An der Hinterradnabe sitze ich noch, hier soll auch die Rücktrittbremse gangbar gemacht werden und die Schaltung gereinigt und neu geschmiert werden.  Das schaut nach einem längeren Projekt aus, aber der Winter ist ja noch lang. Für den Sattel fand ich einen schönen Ersatz auf Ebay Kleinanzeigen, einen Lepper Concorde mit schwarzer Lederdecke. Letze Erwerbung war ein sportliches Lohmann Rücklicht. Da dies keinen Reflektor besitzt, wird nach einem passenden weiterhin Ausschau gehalten.