Mit dem VW Käfer auf der deutschen Alpenstraße

In Unterwössen, einer Ortschaft im Achental in den Chiemgauer Alpen gibt es einen kleinen Oldtimerverleih. Zu mieten gibt es dort einen Fiat 500, eine Jaguar Limousine und ein VW Käfer Kabrio, einen 1303 von 1979, dem letzten Jahr der Kabriofertigung. Schon zweimal haben wir dort aus Anlass meines Geburtstages ein Fahrzeug ausgeliehen: Vor fünf Jahren den Fiat 500 und letztes Jahr den Käfer. Während die Fahrt mit dem Fiat zu den zwar tollen, aber nicht unbedingt zu wiederholenden Erlebnissen zählt (brutal schlechte Sitze, unerträgliche Lautstärke), ist mir der damalige Ausflug mit dem Käfer in absolut positiver Erinnerung. Dieses Event sollte heuer wiederholt werden. An einem Dienstag Anfang August fanden wir uns bei strahlendem Sonnenschein bei der Vermietung ein. Nach Bezahlung und Papierkram erfolgte eine Einweisung in die Bedienung des Wagens, speziell des Verdecks. Aber der Käfer ist auch als Kabrio ein völlig problemloses Auto, alles geht kinderleicht zu bedienen. Und dann ging's los, Richtung Bad Reichenhall auf der "Deutschen Alpenstraße". Diese Bezeichnung klingt ein wenig nach Urlaubsreise in den 1950ern, aber egal, die Streckenführung ist auch nach heutigen Begriffen schlichtweg sensationell. Die Straße schlängelt sich durch die Chiemgauer Alpen ohne übergroße Steigungen und Gefälle und die Aussicht ist einfach grandios. Hier konnte der Käfer seine gerade mal 50 PS gnadenlos ausspielen, d.h. wir zogen ständig eine längere Autoschlange hinter uns her. Aber - wer diese Straße fährt, muss halt Zeit mitbringen. Ansonsten fährt sich der Käfer fast wie ein aktuelles Auto. Er ist sehr handlich, die Schaltung und Kupplung sind leichtgängig und die  Leistung ist ausreichend, um  im Verkehr mitzuschwimmen. Die Bremsen sind allerdings schwach und nur mit großem Kraftaufwand zu bedienen. Es empfiehlt sich deshalb, vorausschauend zu fahren und öfters mal zu hupen. Auch die Lenkung geht schwerer als in modernen Autos, keine Servolenkung, dafür sorgt ein für heutige Verhältnisse riesiges Lenkrad für noch erträgliche Lenkkräfte. Die weitere Fahrt ging dann über Ruhpolding zum Chiemsee, wo uns ein kleiner Regenschauer zwang, eine Zeit lang mit geschlossenem Verdeck zu fahren. Aber dann kam die Sonne wieder heraus, Verdeck in 3 Minuten geöffnet und verstaut, und zurück gings zur Übergabe nach Unterwössen. Nochmal volltanken mit Überraschung, der als "Säufer" verschrieene Käfer hatte nur 9 Liter Super auf 100 km verbraucht, ein absolut akzeptabler Wert.

In Reichenhall                                                    Unterwegs zwischen Reichenhall und Ruhpolding