Lambretta j 125, BJ 1965

Februar/März 2015

Die kleinen Lambrettas, die mit 50, 100 und 125 ccm gebaut wurden, fand ich schon immer zwar nicht schön aber interessant. Von der häufiger angebotenen j50 wird landauf, landab abgeraten, die 100er („cento“) ist so gut wie nicht präsent und auch die 125er ist schwer zu finden. Aber dann sah ich auf der Homepage der Vesbar in München eine silberne j125 in passablem Zustand und mein „Jagdinstinkt“ war geweckt. Ein Check im Internet ergab, dass es für Lambrettas (anders als noch vor 10 Jahren) sehr viele Ersatzteile zu vernünftigen Preisen gibt. Ein rühriger Hersteller in Italien („Casa Lambretta“, was für ein poetischer Name) fertigt viele Teile nach, so dass man den Roller nicht wegen z.B. eines defekten Luftfilters stilllegen muss. Die Chance, einen bei uns wirklich seltenen Roller zu besitzen und zu fahren, wollte ich auf jeden Fall wahrnehmen. Der Preis waren allerdings keine Peanuts: 2800 € wollte Jörg Steinmetz für die Lambretta incl. TÜV und neuen Papieren. Aber nachdem sogar meine Frau mir zuriet, klemmte ich mich ans Telefon, ging 3 Mal zur Bank (Nur Bares ist Wahres) und die j125 war mein. Die erste größere Fahrt endete allerdings im Desaster. Die Lambretta ging plötzlich 10 km von zuhause entfernt aus und sprang nicht mehr an. Zuerst tippte ich auf Spritmangel und ließ meinen Sohn Benzin bringen. Mist! Kein Erfolg! Ich sah mich schon meinen neuen Roller zwei Stunden lang nach Hause schieben. Da bemerkte ich am Waldrand eine Gruppe Männer, die auf einen Hänger Holz luden. Und für 50€ fuhr der Chef mich und meinen Roller nach Hause. Dort wollt ichs aber wissen: Die Zündkerze wars, falscher Typ und total verölt, noch dazu so angeknallt, dass sie mit einem „normalen“ Zündkerzenschlüssel gar nicht zu lösen war.

Nachtrag Mai 2015

Heute bin ich mir nicht mehr so sicher, ob die falsche Zündkerze wirklich die Ursache für die beschriebene Panne war. Mir ging nämlich nochmal während der Fahrt der Motor aus, und da wars ein völlig verstopfter Filter am Vergaser. Der Tank erwies sich als innen total verrostet,so dass aus dem Hahn eine braune Rostbrühe kam, die sich auch in der Schwimmerkammer absetzte. Ob die danach von mir (völlig unprofessionell mit Domestos und Zitronensäure) durchgeführte Tankreinigung und -entrostung wirklich erfolgreich war, wird sich zeigen. Jedenfalls fahre ich nur mehr mit Benzinfilter, wobei ich immer Ersatz dabei habe, falls nix mehr durchfließt. Die Schaltung geht jetzt auch einigermaßen,  eine dauerhafte Verbesserung dürfte aber wahrscheinlich nur mit einem Tausch der Bowdenzüge zu erreichen sein. Aber wer sehnt sich schon nach so was, und so muss ich bis dahin mit einem Provisorium leben.

Nachtrag November 2015

Die oben beschriebene Tankentrostung war wirklich erfolgreich, Spritprobleme gabs seitdem nicht mehr. Ein Tausch der Schaltzüge war unumgänglich, aber jetzt geht die Schaltung wie eine Eins, besser als die meiner Vespas. Und auch die Optik kam bzw. kommt nicht zu kurz: Die Reifen wurden durch sehr schöne Sava Weißwand ersetzt und das Blechkleid der Lambretta bekommt gerade eine neue Lackschicht. Nach langem Hin und Her habe ich mich nämlich entschlossen, den ganzen Roller lackieren zu lassen. Hr. Rödl, der super nette Chef der gleichnamigen Autolackiererei in FFB, macht mir die Lackierung, ohne dass ich die Lambretta zerlegen muss. Natürlich ist das ein Kompromiss, aber einer, der wahrscheinlich 10 Jahre hält und was wird in 10 Jahren sein … Was nächstes Jahr noch ansteht, ist eine gründliche äußere Reinigung des Zylinders und der Tausch des Auspuffs, was keine simple Sache wie z.B. bei einer Zündapp ist, hierzu muss nämlich der ganze Motor ausgebaut werden. 2016 wird definitiv ein Lambretta Jahr!!!

Nachtrag April 2016

Die Lambretta ist vom Lackieren zurück. Entgegen früherer Planungen hab ich mich spontan umentschlossen und sie bordeauxrot lackieren lassen (Originaltreue hin/her, das dunkle Silber ist sicher nicht die schönste Farbe auf diesem Planeten). Und was sag ich - sie sieht sensationell aus. Mit den neuen Gummiteilen hat sie sogar einen edlen Look. Den Sitz hab ich auch gleich noch gegen neu getauscht und so schaut sie fast so aus, als hätte sie gerade das Werk verlassen.

Nachtrag August 2016

Die Lambretta wurde weiter verbessert: Da die teuer gekauften Auspuffhalterungen schon nach 50 km brachen, wurden aus Baumarkt Billigteilen selbst welche angefertigt. Halten prima, kosten 30ct bei 7 Minuten Arbeitsaufwand. Ein weiterer Schwachpunkt war das schlechte Anspringen bei warmem Motor. Nachdem ich mich beim Zündapp-Stammtisch durch (gefühltes) 100 maliges Kicken blamiert hatte, wurde die Sache in Angriff genommen. Durch das Tauschen der Zündspule springt mein Schmuckstück jetzt nach 2-3 maligem Kicken immer an. Und noch eine Macke wurde beseitigt: Bei einer Tour mit großem "Vollgasanteil" blieb mir die J125 plötzlich mit überhitzter (weißer) Zündkerze stehen. Ein Blick auf den Vergaser zeigte: SHB 19/19, also nicht original (der wäre 18/16), sondern mit größerem Durchlass. Die Hauptdüse hatte aber noch den ursprünglichen Wert, nämlich 70. Düse getauscht, Problem beseitigt, Kerze jetzt braun. Optisch gabs auch noch eine tolle Aufwertung. Über EBAY Kleinanzeigen konnte ich einen Ersatzradhalter für 15(!)€ erstehen. Mit der passenden Hülle schaut meine Lambretta noch edler aus. Hier noch ein künstlerisch (???) verändertes Bild des jetzigen Zustands.